In Abwandlung des Zitats von George Orwell’s “animal farm” (einer Parabel auf die Sowjetunion) gilt: “Alle Regierungen lügen, aber manche lügen mehr”. Wie glaubwürdig ist also die Ankündigung der Bundesregierung, dass die Nutzung einer “Contact Tracing App” freiwillig und anonym sein wird? Antwort: Gar nicht!
Die Sicht des Virologen
Tracking Apps erlauben es, Infektionsketten in Echtzeit nachzuvollziehen. Viel effizienter als es ein personell unterbesetztes Gesundheitsamt je könnte. Zudem könnten knappe Ressourcen (Tests) zielgerichtet eingesetzt werden, statt eine ganze Bevölkerung alle zwei Wochen neu zu testen. Zur Bekämpfung der Verbreitung von Covid-19 sind diese Apps eine wesentliche Hilfe. Zur Vorbereitung auf den nächsten (tödlicheren) Virus unerlässlich.
Wird die Mehrzahl der Bevölkerung diese App nutzen? Werden alle immer ihr Mobile überall mit hin nehmen? Werden potentiell Infizierte sich testen lassen (also die Anonymität verlassen)? Werden die Bürger ihre Daten spenden?
Die Sicht des Ökonomen
Der Ökonom ist trainiert zu hinterfragen wie anreizkompatibel eine Entscheidungssituation ist. Oft spricht er von einer bindenden “participation constraint”, d.h. der Entscheidungsträger muss sich so entscheiden wollen, wie er sich entscheiden soll. Ist dies bei einer “Contact Tracing App” der Fall?
Nein! Aus Sicht des Individuums macht es Sinn, ein “free rider” zu sein. Es macht Sinn, die App zu benutzen um zu erfahren, ob man sich in der Nähe einer infizierten Person befunden hat. Dann kann ich meine Familie schützen und im Keller schlafen. Rationalerweise werde ich mich aber dann auch nicht testen lassen. Vor allem nicht, wenn ich Teil einer Nichtrisikogruppe bin. Wenn 80% der Infektionen harmlos verlaufen, kann ich bei schweren Symptomen immer noch zum Arzt gehen. Ein Test bringt keine Vorteile, solange es keine Medikamente gibt, welche Covid-19 im Frühstadium unterdrücken / heilen können. Im schlimmsten Fall (positives Ergebnis) muss eine Person in Quarantäne, viele lästige Fragen beantworten und unter Umständen wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen. Ein Test bringt nur Nachteile (wie HIV Tests bevor entsprechende Therapien verfügbar waren). Wenn aber alle (oder sehr viele) als free rider agieren (was sie rationalerweise tun), wird die App sinnlos.
Die Realität
Tracking Apps entfalten nur dann ihre gewünschte Wirkung, wenn sie verpflichtend für alle Bürger eingeführt werden, verbunden mit dem Zwang zur Durchführung eines Corona-Tests (Aufhebung der Anonymität) bei entsprechendem Kontakt. Der Staat wird Freiwilligkeit und Anonymität brechen.
Das erklärt auch, warum solche Apps von der Bevölkerung nur zögerlich angenommen werden. Niemand will sich so ein Herrschaftsinstrument, das alles über einen Menschen erfahren kann (Freunde, politische Gesinnung, sexuelle Orientierung, Einkaufsverhalten, Lieblingskneipe) auf dem Mobile installieren. In Singapur hat nur 1/6 der Bevölkerung eine solche App installiert. Zumindest 5/6 der Bevölkerung scheint das Problem klar zu sein.
Wer glaubt einem Staat, der behauptet, Masken würden nicht helfen, weil er nicht in der Lage war, einen ausreichenden Vorrat anzulegen und daher mit einer falschen Behauptung in erster Linie das Klinikpersonal schützen will? Wer glaubt Herrn Laschet, der versucht hat, medizinisches Personal / Ärzte zu Zwangsarbeit zu verpflichten oder durch Beschlagnahmen eigenes Versagen zu decken?
In England hat sich Matt Hancock (englischer Gesundheitsminister) vor die Presse gestellt und wiederholt behauptet, dass das Tragen von Masken keine wirklichen Vorteile bringen würde, trotz der schwerwiegenden Beweise aus Ost Asien die Gegenteiliges beweisen.
Wenn es um andere Fragen der medinischen Versorgung geht, lässt sich die englische Regierung ausschließlich von den sogenannten „Experten“ leiten. Das macht auch insgesamt Sinn, da Virologen und Mediziner sicherlich mehr vom Verlauf dieser Pandemie verstehen als Berufspolitiker, die zumeist in England Geschichte oder Erdkunde studiert haben. Es sind jedoch genau diese Politiker die während der Brexit Diskussion genau diese „Experten“ als Nicht-Wisser dargestellt haben, denen man auf keinen Fall trauen durfte.
Bei dieser Inkonsistenz ist es schwierig der Regierung das nötige Vertrauen zu schenken, alle Daten von uns zu bekommen.